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Wirtschaftswetter-Tipps - Winter 2013

Liebe Wirtschaftswetter-Leser,
Hier finden Sie unsere IN und Outs, und viele Tipps zum Lesen, Hören, Schmecken, Reisen, Anziehen je nach Jahreszeit und Schwerpunktthema. Bestückt wird dieses Seite von Wirtschaftswetter-Autoren und Lesern. Für Anbieter haben wir schöne Werbeplätze, Anfragen für Anzeigen bitte per E-Mail an werbung@wirtschaftswetter.de

Herbst/Winter 2013. In dieser Ausgabe: In + Out plus Tipps zum Lesen, Hören und Sehen zu unserem Schwerpunkt: Fortschritt - Progress.

IN + OUT

Wirtschaftswetter Ins + Outs
IN : Nun, wir kommen nicht umhin, eindeutig ist Edward Snowden unser Mann des Jahres 2013, siehe auch das Editorial, während die Überwachungsindustrie zumindest im Oktober wahrscheinlich ungehindert weiter galoppiert, lassen sich auf der anderen Seite die Freiheitsanhänger nicht mehr alles gefallen und rüsten auf. Deshalb sind auch Crypto-Partys der letzte Schrei, statt Unterwäsche bei Dessouspartys zu probieren, probieren auch die Damen verstärkt auf solchen Live-Events aus, welche Verschlüsselungtechniken und Privatsphäre-Schutz-Maßnahmen zu ihrer Persönlichkeit passen. Dass diese Partys längst nicht mehr im Schlodderlook besucht werden, verdanken wir den Fashion Weeks in New York, London, Mailand und Paris und natürlich Berlin, pulsierende Städte, die nach wie vor die Trends setzen. Ein Klamotten-Trend für diesen Winter wurde ja schon vor einem halben Jahr präsentiert: Der norddeutsche Zwiebellook, der so schön im Winter wärmt, wird nun in edler Variante überall salonfähig. Und im Salon kann man wenigstens direkt und ungestört miteinander reden - sofern man vorher die Wanzen entfernt - und die Gardinen zugezogen hat, weil auch einige eifrige Mitbürger mittlerweile über die Grenzen ihrer "sozialen Netzwerke" streben, und mit ihren persönlichen technischen Neuheiten ihre Überlegenheit demonstrieren möchten, indem sie ihre Nachbarn, Freunde, Kollegen, Vorgesetzten, Mitschüler usw. usf, als menschlichen Content betrachten, filmen, aushorchen, bewerten - bis hin zum deskreditieren und damit einmal mehr der Trivialisierung Vorschub leisten. Wieviel Alltagskram eines Fremdlebens verträgt so ein Eigenleben eigentlich? Nicht Big Data, sondern Vertrauen ist die Währung im Internet - und darüber hinaus ein (Wirtschafts-)Gut.

OUT : Die Enttäuschung im Sommer war riesengroß, dass ausgerechnet US-Präsident Barack Obama, mit dessen zweiter Amtszeit große Hoffnungen verknüpft waren, die von seinem Vorgänger George W. Bush initierte Überwachungsmaschinerie guthieß und vehement fortsetzte. Damit sind Obama und die bisher so freiheitsliebenden Briten bislang die Absteiger des Jahres 2013 und die Privatsphäre in halb Europa mindestens halbtot. Eine Frage, die sich viele Europäer nun stellen, ist die, wie viele waschechte Demokraten haben wir in unseren Demokratien überhaupt noch? Die Maßnahmen von Frau von der Leyen zur Erreichbarkeit nach Dienstschluss durch das Abschalten des (Mobil-)Telefons zu betreiben, kann man vor diesem Hintergrund natürlich nur noch als niedlich und ständiges Hinterherhinken der Politik hinter der Realität bezeichnen. Während durch die wachsende Überwachung aber der einstige Hype der elektronischen Kommunikation sowie die Authentizität rapide abnehmen (Beobachtete verhalten sich anders als Unbeobachtete), wird immerhin wieder mehr face-to-face miteinander geredet, was einen gewissen Rückzug in die vertraute Gruppe vorantreibt, aber damit auch einem üblen Trend möglicherweise Vorschub leisten könnte, die Angst vor Fremden - und das können wir wegen der weltweiten Flüchtlingströme wirklich gar nicht gebrauchen. Die Erfahrerenen schütteln schon lange ihre Köpfe und fragen: Was hat man von einem einst als militärisches Netzwerk konzipierten Kommunikationsinstrument eigentlich erwartet? Vielleicht hatten wir ganz schlicht erwartet, dass sich Regierungsbehörden an Gesetze und Verfassung halten.

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Bücher und Hörbücher:

Eine Mutter hat's satt. Man muss nicht alles gutheißen, was die vierfache, viel beschäftigte Mutter Birgit Kelle sagt und schreibt, um ihr in zweiter Auflage erschienenes Buch zu würdigen, denn es fasst dafür zusammen, was die unzweifelhaft verdiente Emanzipation leider noch nicht geschafft hat und sogar zu vergessen scheint, nämlich die Emanzipation von Müttern, insbesondere von Mehrfachmüttern, die auf dem gegenwärtigen Arbeits- und Karrieremarkt inzwischen nicht nur gegenüber kinderlosen Männern, sondern auch gegenüber kinderlosen Frauen ins Hintertreffen geraten sind. Wer es dennoch schafft, hat oder hatte das berühmte afrikanische Dorf hinter sich und oder sehr gute karrierfördernde Beziehungen oder ist und bleibt auf andere Art und Weise eine Exotin. Dabei sind Familien mit mehreren Kindern mindestens ebenso wichtig für die Gesellschaft wie Frauen, die Karriere machen und damit nicht zuletzt als Vorbild dienen, und zwar für Mädchen und Jungen gleichermaßen. Wie das alles künftig zusammengehen soll, kann auch Kelle nicht beantworten, und ob es wirklch etwas mit "Gleichheitswahn" zu tun hat, wenn sich beide Partner gleichermaßen mit Einkommenserwerb, Haushalt und Kinderbetreuung beschäftigen (sofern sie es durch Arbeitszeiten überhaupt können), sei dahingestellt, sie hat aber dafür gesorgt, dass eine breitere Öffenlichtkeit die inzwischen zur Minderheit zusammengeschrumpften Mehrkindfamilien (noch) ebenso wenig ignorieren kann, wie die Tatsache, dass für eine lebendige Gesellschaft mehr Flexibilität und Diversität sowie die Aktzeptanz anderer Lebensmodelle notwendig ist, auch wenn man sein eigenes für sich selbst stets bevorzugt.
Dann mach doch die Bluse zu: Ein Aufschrei gegen den Gleichheitswahn

Do It Yourself - ist wieder schwer im Kommen, kein Wunder bei all der auf beschränkte Haltbarkeit produzierten HighTech. Die Sehnsucht nach alter guter Mechanik spielt sicher auch eine Rolle. Wer die glänzenden Augen eines Automechanikers gesehen hat, wenn er mit seinem weitestgehend elektronikfreien Oldie einfährt, weiß das. Aber auch knappe Ressourcen und vor allem der Eintausch der Rolle von einem ohnmächtigen Kunden gegen die des selbständigen, kundigen Machers und Reparateurs sind gute Gründe und lässt immer mehr Menschen aktiv werden. Wolfgang Heckl, niemand Geringerer als der Generaldirektor des Deutschen Museums gibt hier ein flammendes Plädoyer für eine handlungsfähige Tüftler-Szene.
Die Kultur der Reparatur

Berechnung der Zukunft. Der New York Times-Bestseller auf Deutsch, von Nate Silver, der es geschafft hatte, die Wahlergebnisse 2012 aller 50 US-Bundesstaaten korrekt vorauszusagen - bzw. zu -berechnen. Wie das geht und warum es in der Gegenwart des massenhaften Rauschens der Daten häufig trotzdem nicht gelingt, wesentliche Informationen herauszufiltern, schildert der Autor so kenntnisreich wie unterhaltsam in seinem Blog "Fivethirtyeight", für den er mehrfach ausgezeichnet wurde, dazu das nun auch in Deutsch erschienene Buch:
"Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen"

Plutokratie. Die Herausgeberin und Journalistin Chrysta Freeland gewährt einen ausführlichen Einblick in die globale Welt und das Denken eines überall agierenden Geldadels, der nicht nur sein Privatleben längst losgelöst von Politik und Gesellschaft führt, sondern sich auch bei der Ausübung seines immensen Einflusses auf Politik und Wirtschaft jeglichen Kontrollen und der Grenzen, die er selbst nicht mehr hat oder zu haben meint, gern entzieht. Die Autorin veranschaulichst und konkretisiert mit ihrem Buch die Gefahren der vielzitierten Einkommensschere für die Demokratien dieser Welt:
Die Superreichen: Aufstieg und Herrschaft einer neuen globalen Geldelite

JFK, schon wieder John F. Kennedy?. Gibt es denn überhaupt noch etwas Neues dazu? Zumindest gibt es in der Gegenwart gute Gründe, weiter über diesen Tod nachzudenken, nicht zuletzt, weil sich an diesem 22. November das Attentat auf den US-Präsidenten zum 50sten Mal jährt. Der Autor Mathias Bröcker versucht in seinem Buch trotz immer noch zurückgehaltener Akten herauszufinden, warum JFK sterben musste und kommt zum dem Schluss, dass Kennedy die Politik der USA - und die Welt ändern wollte:
JFK - Staatsstreich in Amerika

Die Evolution der CIA. Der Autor und Pulitzer-Preisträger Mark Mazetti berschreibt in seinem Buch, wie aus der Spionageorganisation, von Truman einst ins Leben gerufen, nach dem 11. September 2001 langsam und für die Öffentlichkeit fast unmerklich eine Kriegsmaschinerie werden konnte, die weltweit mit gezielten Tötungen arbeitet. US-Präsident Fort hatte politischen Mord einst per Gesetz verboten. Daran hielt sich eine ganze Generation. Doch die Maxime gilt seit 2001 nicht mehr. Am Ende steht keine geringere Frage, als die, wie weit sich diese Maschinerie von der Regierung noch kontrolllieren lassen wird:
Killing Business. Der geheime Krieg der CIA<

Musik

Wintermussik. Um den langen Winter auf der Nordhalbkugel bei geistiger Gesundheit zu überstehen, braucht man Vollblutmusiker und das ist Peter Gabriel zweifelsohne, dessen neues Album Ende September veröffentlicht uns alle wieder mal retten wird, weil im Gegenstück zu Scrach My Back nun die hochkarätigen Kollegen eingeladen wurden, Gabriels Song zu interpretieren. Das schafft Erkennungswert und wirkt trotzdem neu und aufregend:
And I'll Scratch Yours

Alors on danse, das kennt ganz Europa vom belgischen Genie Stromae, alias Paul van Haver, und war ein echter Straßenfeger. Das neue Album, Mitte August veröffentlicht, ist nicht weniger schwungvoll und kraftvoll wie dieser ewige Ohrwurm. Das ganze Album ist einfach klasse, sehr abwechslungsreich, toll arrangiert, sowohl mit Tiefgang als auch mit unerträglicher Leichtigkeit bestückt, damit zum Hören und zum Abtanzen geeignet sowie, den kommenden Winter bei bester Laune zu ertragen:
Racine Carree

Winterjazz. Ein Winter ohne Jazz ist möglich, aber sinnlos. Deshalb empfehlen wir Ihnen nun (schon wieder Belgier) die Brüder Wasserfuhr, bzw. deren inzwischen viertes Album, das ahnen lässt, was wir von diesen beiden Musikern in den nächsten Jahrzehnten noch erwarten können, die, auf jeden Schnickschnack verzichtend, puren Jazzgenuss vom Allerfeinsten bieten: Running

Kino + DVD:

Allein im Weltall. In Gravity werden Sandra Bullock (Dr. Ryan Stone) und George Clooney (Matt Kowalski) Opfer des Kessler Syndroms, das nichts anderes als den zunehmenden Weltraumschrott und seine Gefahren beschreibt. Die Kollision mit Schrotttrümmern zerstört ihren Raumgleiter, Ryan und Matt treiben nur durch ein dünnes Band verbunden allein im stillen, weiten Weltraum, es gibt keinen Kontakt zur Erde. Ein gemeiner, aber sehr gut gemachter Einstieg in die dunkle Jahreszeit auf der Nordhalbkugel. Der Film erhielt durchgehend gute und sehr gute Kritiken und eröffnete das diesjährige Filmfestival in Venedig, ab 3. Oktober in den deutschen Kinos: Gravity

Bröckelnde Fassade. Bei Jasmine (Cate Blanchett) ist nicht nur ihre Ehe mit dem millionenschweren Geschäftsmann Hal (Alec Baldwin) komplett im Eimer, als dieser wegen Investmentbetrugs verhaftet wird. Die so plötzlich verarmte Millinärin muss in dem neuen Film von Woody Allen aus ihrem teuren Appartement ausziehen, schlüpft bei ihrer Schwester und dessen Proletenfreund unter und muss nun auch das erste Mal in ihrem Leben arbeiten. Klingt zunächst nicht besonders interessant, aber was vor allem Blanchett und auch alle anderen Darsteller daraus machen, ist ganz großes Kino, ab 7. November zu sehen: Blue Jasmine

DVD-Herbst- und Winter-Blues. Im Jahr der Überwachung empfehlen wir Ihnen selbstverständlich vor allem - falls Sie es noch nicht gesehen haben - das mehrfach ausgezeichnete (u.a. Oscar 2007 und César 2008) Drama "Das Leben der anderen" mit Ulrich Mühe in der Rolle eines Stasi-Angenten, der entsetzt feststellt, dass er nicht die "Feinde des Sozialismus", sondern aus "privaten Gründen" opterativ und das heißt spitzelnd und zersetzend eingesetzt wurde. Damit geht der Film über Spitzelei als solche hinaus und zeigt nicht nur die finsteren Folgen von Überwachung der anderen, sondern auch die Qual des Überwachers zeigt. Einer der besten deutschen Filme aller Zeiten und ganz sicher das passende Weihnachtsgeschenk für zu Beschenkende in der Überwachungsindustrie und ihren staatlichen Pendants:
Das Leben der Anderen


1. Oktober 2013

------- Wirtschaftswetter-Tipps + Werbung Ende -------

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