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Bücher unterm Weihnachtsbaum - Stardust - Geheime Zaubermacht

Eine Warnung an kleine Mädchen und deren Eltern vor dem neuesten Linda-Chapman-Buch aus der Stardust-Reihe

Buchvorstellung (und Warnung) von Annegret Handel-Kempf

Nachts ist Lucy eine Sternenstaubelfe. Die letzte der Sternenstaubelfen, die in eine Sommerelfe verwandelt wurde. Deshalb wirkt in ihr besonders starke Magie. Unangenehmerweise wird diese blockiert, als sie sich mit den Elfen der Dunkelheit auseinandersetzen muss. Diese wollen Lucys Zauberkräfte für sich. Doch wirklich gefährlich wird es für die junge Elfe dadurch, dass sie sich nicht mehr auf Loyalität und Freundschaft verlassen kann.

Letztere Entdeckung mag als dramaturgisches Highlight noch okay sein, auch wenn ihre Beschreibung ein wenig knapp und platt daher kommt.

Sehr viel uneleganter ist jedoch das gelegentliche Einflicken von Lucys Tagwelt: „Zum ersten Mal wurde Lucy bewusst, wie froh sie war, dass sie auch ihr normales Leben zu Hause hatte. Sie liebte es, eine Sternenstaub-Elfe zu sein. Aber nach der ganzen Aufregung der letzten Nacht und all ihren Ängsten und Sorgen genoss sie den ganz normalen Tag zu Hause. Sie tat ganz gewöhnliche Dinge: Sie räumte ihr Zimmer auf, half ihrer Mutter beim Keksbacken und schaute nachmittags ein bisschen fern.“

Schnell und unüberlegt hingeschrieben wirken vor allem die Details dieser Kontrast-Darstellung: „Sie genoss… räumte ihr Zimmer auf“. Sollte hier allerdings Vorbilds-Pädagogik im Spiel sein, ist diese ähnlich schlecht getarnt, wie in den Holzhammer-Heile-Welt-Büchern des frühen 20. Jahrhunderts und der 1960er-Jahre, also bei Nesthäkchen, Bummi, Putzi und ähnlich netten Roman-Heldinnen.

Besonders unangenehm wirkt Chapmans Heile-Welt-Zeichnung im Kontrast zum düsteren Prolog des Buches, in dem das hämische Gelächter dunkler Elfen so laut widerhallt, dass vermutlich viele kleine Mädchen, auch unsere Testerin, schon an dieser Stelle das Buch wieder aus der Hand und außer Sichtweite legen. Was für Kinder unter zehn Jahren sicherlich auch die schlauste Vorgehensweise ist, denn es kommt noch viel düsterer: „Lucy spürte, wie die Magie aus dem Buch mit der Magie in ihr kämpfte. Doch dann dachte sie an ihre Freundinnen. Morwennas dunkle Magie schien durch ihre Finger zu kriechen, über die Hand, den Arm hinauf… Lucy kämpfte gegen diese Dunkelheit an.“

Sicher, auch Märchen haben ihre unheimlichen Seiten. Dennoch ist für Kinder und Eltern in diesen lehrreichen Geschichten die Zuversicht, dass das Gute siegen wird, sehr viel deutlicher spürbar, als in Linda Chapmans uneben hingeworfenem Feenbuch.

Wer Kinderbücher schreibt, sollte nicht nur erfolgversprechende Komponenten mit schlechtem Kleber zusammenkleistern, sondern eine gute Geschichte schreiben, die auch aus der Perspektive kleiner Mädchen lesenswert, statt albtraumhaft, ist.

Keinesfalls dürfte der Verlag Carlsen „Stardust – Geheime Zaubermacht“ für Mädchen unter zehn Jahren empfehlen. Bei der Suche nach einem Geschenk für Achtjährige sollte man von diesem Machwerk mit dem irreführend niedlichen Cover auf jeden Fall die Finger lassen.

Werbung + Info Buch
Linda Chapman: "Stardust - Geheime Zaubermacht"
Übersetzung Julia Walther
Illustrationen von Kirsten Straßmann
144 Seiten
Ab 8 Jahren, laut Verlag: keinesfalls für Kinder unter 10 Jahren kaufen!
ISBN 978-3-551-35797-7
Carlsen-Verlag


2011-12-19, Annegret Handel-Kempf, Wirtschaftswetter
Text: ©Annegret Handel-Kempf
Fotos Banner: ©Cornelia Schaible
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